
Zahlreiche Todesopfer bei umfangreicher Militäraktion in Gaza
Israel hat in den letzten Tagen seine militärischen Angriffe auf den Gazastreifen ausgeweitet und am Samstag den Beginn einer neuen Militäroffensive angekündigt. Die Offensive wird als Vorbereitung für eine umfassende Bodenoffensive betrachtet, die darauf abzielt, Teile des Gazastreifens unter Kontrolle zu bringen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, dass die Offensive „mit voller Kraft“ vorangetrieben werde, um die radikalislamische Hamas zu „zerschlagen“ und „zu zerstören“.
Evakuierungsbefehle und militärische Maßnahmen
Am Sonntag gab die israelische Armee einen Evakuierungsbefehl für mehrere Gebiete im Gazastreifen heraus. Ein Sprecher des israelischen Militärs warnte die Zivilbevölkerung in einem Online-Statement auf Arabisch, sich umgehend in bekannte Schutzzonen zu begeben. Der Grund für die Evakuierung ist ein bevorstehender, intensiver Angriff auf Gebiete, die von der Hamas für Raketenabschüsse genutzt werden. Bereits in der Nacht zum Samstag hatte das Militär begonnen, Bodeneinsätze im gesamten Gazastreifen durchzuführen. Die Armee kündigte an, mit „umfassenden Angriffen“ begonnen zu haben und Soldaten verlegt zu haben, um die Kontrolle über weitere Gebiete zu erlangen.
Laut palästinensischen Quellen kam es bei israelischen Luftschlägen zu zahlreichen zivilen Opfern. In einem Zeltlager für vertriebene Familien in Chan Junis im Süden des Gazastreifens sollen mindestens 24 Menschen, darunter Frauen und Kinder, ums Leben gekommen sein. Ein Vertreter der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sprach von insgesamt mindestens 100 Todesopfern seit Beginn der Offensive, wobei ganze Familien ausgelöscht worden seien. Eine unabhängige Überprüfung dieser Angaben steht bislang aus.
Humanitäre Situation und internationale Reaktionen
Die heftigen Angriffe haben dazu geführt, dass das letzte öffentliche Krankenhaus im Norden des Gazastreifens nicht mehr arbeitsfähig ist. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde berichtete, dass schwerer Beschuss den Zugang zu dem Indonesischen Krankenhaus in Beit Lahia unmöglich mache. Damit seien alle Kliniken im Norden des Gazastreifens außer Betrieb. Das israelische Militär hat wiederholt erklärt, dass die Hamas in Kliniken agiere und diese für militärische Zwecke nutze. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat jedoch die israelischen Angriffe auf das Gesundheitssystem im Gazastreifen scharf kritisiert.
In einem Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Bagdad forderte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand. Er appellierte an die internationale Gemeinschaft, Druck auszuüben, um das Blutvergießen zu beenden und humanitäre Hilfe ungehindert zu ermöglichen. Guterres bezeichnete die Situation für die Palästinenser als „mehr als unmenschlich“ und forderte das sofortige Ende der Blockade humanitärer Hilfe.
EU-Ratspräsident Antonio Costa äußerte ebenfalls sein Entsetzen über die Lage im Gazastreifen und forderte ein Ende der Gewalt. Er betonte, dass die israelische Regierung die Blockade aufheben und den Zugang für humanitäre Hilfe garantieren müsse. Er bezeichnete die Situation als „humanitäre Tragödie“.
Verhandlungen und Geiselnahme
Die israelische Regierung sieht in der neuen Großoffensive bereits positive Auswirkungen. Israels Verteidigungsminister Israel Katz teilte mit, dass die Hamas-Delegation in Doha eine Rückkehr zu Verhandlungen über ein Geiselabkommen angekündigt habe. Diese Gespräche sollen ohne Vorbedingungen stattfinden und basieren nicht auf früheren israelischen Vorschlägen. Netanjahu erklärte
Quelle: https://orf.at/stories/3394189/
